14. April 2013
Tolles Buch
Von RalfH
Hilde Möller ist es gelungen, eine Liebesgeschichte zweier reifer Menschen mit den Beschreibungen eines Reisebuches über Israel, mit jüdischer Kultur und mit dem Holocaust zu verbinden, ohne das 200-seitige Buch dabei zu überfrachten. Ich finde, dass das Buch toll geschrieben ist. Es hat in mir die Sehnsucht geweckt, dieses Land zu bereisen.


23. Februar 2013
Von Sigrid Weisshuhn
Hilde Möller hat das Zeug einer richtig guten Schriftstellerin. Ihr Thema in diesem Buch ist sehr einfühlsam und beachtlich geschrieben und hat mir von der ersten Zeile bis zur letzten gut gefallen. Gleich nachdem ich es gelesen hatte, gab ich es meiner besten Freundin, die ebenfalls begeistert war.


Rhein-Lahn-Zeitung

Kritik zu "...den Himmel mit Händen fassen"

"Sehnsucht nach Israel"

Zollhaus - Sophie macht eine Reise und verliebt sich in Jonas. Klingt schön, wäre da nicht ein entscheidendes Detail: Sophie begibt sich in Israel auf die Suche nach den Wurzeln der deutsch-israelischen Vergangenheit. Eine Geschichte, mit der Hilde Möller aus Heidenrod im Jahr 2000 ihr Debüt als Schriftstellerin feierte. Im Kreml stellt die Autorin ihren Roman "...den Himmel mit Händen fassen" vor. Ein Buch, das im mehrfachen Sinne ungewöhnlich ist.
Mit der deutschen Fotografin Sophie und dem israelischen Schriftsteller Jonas erwartet den Leser nicht nur ein Paar, das aufgrund seiner Herkunft aus dem Rahmen fällt. "...den Himmel mit Händen fassen" hält nicht am Klischee des jungen Liebespärchens fest, sondern stellt zwei gereifte Persönlichkeiten jenseits der 60 in den Mittelpunkt. Einen Mann und eine Frau, die jeder für sich ihre Geschichte haben und der gemeinsamen Historie ihrer beiden Völker näher kommen. An Jonas' Seite erschließt sich Sophie das Land, nach dem sie sich seit ihrer Kindheit gesehnt hat.
Eine lang gehegte Sehnsucht ist auch für die Autorin Hilde Möller in Erfüllung gegangen. Ihre ersten Kurzgeschichten schrieb sie schon mit zehn Jahren, doch sie musste 64 werden, bis ihre Buchpremiere schließlich in Druck ging. Dazwischen lagen eine Lehre zur Hotelfachschule, sieben Kinder und insgesamt 35 Jahre im Ausland. In Isfahan, Brüssel und Ankara hat Möller gelebt, war mit ihrem Mann und den Kindern 28 Jahre in Spanien und wollte doch immer wieder in die alte Heimat zurück. "Die Sprache und das Schreiben waren immer mein Fluchtpunkt", sagt sie, "und um mich verwirklichen zu können, wusste ich, ich muss wieder zurück nach Deutschland."
1992 war das Rückflugticket gebucht. Unablässig hat sie seitdem für ihren großen Traum gearbeitet. 28 Verlagen hat sie ihr erstes Buch anbieten müssen, bis endlich eine Zusage kam.
Konsequenz nennt Hilde Möller denn auch ihren Motor. Nur nicht aufgeben. Ein Willen, den die Schriftstellerin wohl nicht zuletzt auch der Tatsache verdankt, dass sie mit "...den Himmel mit Händen fassen" nicht irgendeine Geschichte geschrieben hat.
"Mich hat es immer interessiert, warum sich die Deutschen nach dem Krieg nicht mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit auseinander gesetzt haben", sagt sie. Ihre Protagonistin Sophie gehört zu den über 60-Jährigen. Hilde Möller: "Das war die Generation, die von ihren Eltern zum Dritten Reich gar nichts hörten." Die Mauer des Schweigens, die die Autorin lange durchbrochen hat. Zwei Mal war sie in Israel und hat sich intensiv mit Religion, Kultur und Geschichte des Landes auseinandergesetzt.
Autobiographisch will sie ihr Buch nicht nennen. Dennoch: Mit der Sophie ihres Romans teilt sie nicht nur Alter und fotographisches Talent, sondern unübersehbar auch die Liebe zu Israel. "Nachdem ich das Buch geschrieben hatte, war ich noch so gefangen in Israel, dass ich dort noch nicht weg wollte," erzählt sie.
Ein Gefühl, das dieser Tage seine Folgen zeigt: Gerade erschienen ist Hilde Möllers zweiter Roman "Schatten umarmen". Wieder geht es um Israel. Wieder steht eine ungewöhnliche Liebesgeschichte im Mittelpunkt: Diesmal sind es eine junge Israelin und eine jungen Deutsche, die dem Leser den gleichermaßen verzehrenden wie faszinierenden Geist des Landes näher bringen.
Stefanie Rüggeberg


Rhein-Zeitung Nassau & Nastätten
Bücherland Nastätten
"Über den Staat Israel und noch viel mehr"

Es herrscht eine feierliche Atmosphäre im "Bücherland" in der Römerpassage. "Folksongs from Israel" tönen aus dem Lautsprecher. Den Besuchern wird je nach Wunsch Sekt oder Selters gereicht. Hilde Möller nimmt Platz, die Autorenlesung kann beginnen.
Die 64-jährige Schriftstellerin, gebürtig aus Stuttgart, ist in der Welt zu Hause. So lebte sie 1956 in Isfahan, ein Jahr in Brüssel, zwei Jahre in Ankara und von 1964 bis 1992 mit ihrem Mann und ihren sieben Kindern in Madrid. Sie setzt sich schon früh mit dem Antisemitismus ihres Vaters auseinander und dem großen Schweigen der Generation ihrer Eltern nach dem Krieg, was letztlich zu ihrem Buch "den Himmel mit Händen fassen" führt. Ort des Geschehens ist Israel.
Einfühlsam schildert die Fotografin Sophie Wenger auf dem Flug von Frankfurt nach Israel die Bekanntschaft, die sie mit dem jüdischen Schriftsteller Jonas Ben-Yadin macht. "Und als wir uns am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv verabschiedeten, war ich erleichtert, aus der Nähe dieses Mannes wegzukommen, der mich, mir selbst verwunderlich, stark beeindruckt hatte."
Es sollte nicht die letzte Begegnung gewesen sein. An seiner Seite erschließt sich ihr das Land. Und hier sucht sie die Antworten auf den Hass ihres Vaters auf alles Jüdische.
Beim Blick aus einem schmalen Hotelfenster sieht sie zwei alte Männer, heftig aufeinander einredend und gestikulierend. Sophie Wenger erstarrt: "Denn plötzlich erinnere ich mich eines Zeitungsbildes, das ich in einem Museum gesehen hatte: zwei lachende deutsche Soldaten, Buben fast noch, wie sie einen alten Mann im langen Kaftan, schwarzen Hosen, Schläfenlocken und einem kläglich verrutschten steifen Hut zwangen, die Straße auf den Knien nach seiner zerbrochenen Brille abzusuchen. Die Nazis nannten die Judenvernichtung in den östlichen Ländern 'Flurbereinigung'!"
Hilde Möller schreibt sehr empfindsam, geht ins detail, vermittelt Nähe. So heißt es am Schluss ihres Romans: "Die toten leben weiter im Andenken und in der Liebe und ihren Seelen weilen im großen Irgendwo."
Die Zuhörer sind ergriffen von dem Gehörten und spenden verhaltenen Beifall.
Rolf Nölle


Bad Ems "Gegen das Vergessen"
Die Reihe "Gegen das Vergessen" im Kreishaus Bad Ems ging jetzt mit einer beeindruckenden Lesung weiter:

Hilde Möller las aus ihrem Roman "den Himmel mit Händen fassen".
"Das Werden von Schuld erkennen."

Bad Ems - "...den Himmel mit Händen fassen" - Auszüge aus ihrem gleichnamigen Roman präsentierte jetzt Hilde Möller im Kreishaus in Bad Ems. Die Autorenlesung, von Odelia Lazar musikalisch eingestimmt, stand im Zeichen der Reihe "Gegen das Vergessen" des Rhein-Lahn-Kreises. Musik, Lieber zwischen Lebensfreude und Melancholie, die Darbietungen von Odelia Lazar bilden Rahmen und Einheit mit der Lesung zugleich. Und so unsagbar traurig wie zuweilen die Musik, klingt auch das Gedicht von Selma Meerbaum-Eisinger "...ich möchte leben". Hilde Möller stellt diese, in Auschwitz verfassten Zeilen ihrer Lesung voran. "Den Himmel mit Händen fassen", die letzten Worte des Gedichts bilden den Titel ihres Romans. Darin erzählt die Auto-rin aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Sophie Wenger von einer Israel-Reise - äußerlich betrachtet. Tiefgründig geht es um einen existenziellen Einschnitt im Leben der Protagonistin, ihr Bemühen "die Vergangenheit völlig draußen zu lassen", gleichwohl zu ergründen, "woher dieses fast unverständliche Gefühl einer Bindung an Judentum und Israel kam."
Möller verleiht der Ich-Erzählerin Sophie ihre voll klingende, prägnante Stimme, entwickelt dabei aber eine ganz eigene Modulation. Es sind nur Nuancen, mit denen sie im Erzählfluss Empfindungen, Beobachtungen, Reflexionen, Gefühle, Einblendungen aus Zeitgeschichte bruchlos voneinander absetzt.
Ebenso die Figur des Mitreisenden, später auch Geliebten Joans Ben-Yadin. Was besonders beeindruckt ist die Präsenz des Vortrages, so als spräche Sophie selbst. Eine leidenschaftliche (Selbst)-Beobachterin und Denkerin. Eine Frau, die tagebuchartig fortwährend Zeugnis ihrer Bewusstheit gibt. Aufgewachsen mit einem Familientrauma, einem unausgesprochenen, aber eindeutigen Verbot von "Fragen nach Judenverfolgung, Konzentrationslagern und der Verantwortung dafür."
"Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig" - der Titel einer Franz Werfel-Novelle wird zum Thema, das Sophie nicht loslässt - die menschliche Schuld. "Sie müssen etwas gewusst haben. Wenn Nachbarn abgeholt werden, wenn Menschen spurlos verschwinden...., dann müssen es die andern doch mitbekommen haben": Sophie hat das Verstehen im Blick. Nicht Schuld zu suchen und zuzuweisen, sondern das Erden von Schuld zu erkennen. Israel bildet vielschichtig die Folie ihrer Suchreise, bei der sich auch (die Lesung deutet dies nur an) das Geheimnis ihrer Sehnsucht lüftet.
Karl Haxel